GÄSTEHAUS AM GROβEN SEE

1897 in der damaligen Dworcowa Strasse (Bahnhofstrasse) in Giżycko (Lötzen) wurde ein repräsentatives Wohnhaus von der Familie Lehmann errichtet. Das Fronton des Gebäudes, reichlich mit Stuck geschmückt, knüpfte innovativ mit seiner asymmetrischen Lösung an den gerade neugeborenen Jugendstil an, obwohl die Ganzheit die Eigenschaften des im Bauwesen der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts populären Eklektizismus aufweist, der die Elemente der Neugotik, der Neurenaissance und der Neubarock verbindet. Ein auβergewöhnlich originelles architektonisches Detail stellt ein über dem Haupteingang und dem Treppenhaus platzierter, viereckiger Turm dar, der nach dem Vorbild der Seitentürme Pariser Louvre konzipiert wurde. Das Wohnhaus der Familie Lehmann war damals das schönste Gebäude in Giżycko und wurde wegen der landschaftlichen und touristischen Vorzüge als „das Masurische Bregenz” bezeichnet.

Die Familie Lehmann ist in die Sphäre des Patriziats von Giżycko dank der Brüder Johann Rudolph und Eduard eingetreten, die in der Hälfte des XIX. Jahrhunderts bei dem Bau der Festung Boyen reich geworden sind. Johann Rudolph hat mit einer kleinen Schlosserwerkstatt angefangen, um ein reicher Unternehmer, Fabrikant und Kaufmann zu werden. Eduard befasste sich mit der Verarbeitung des masurischen Holzes, indem er die Sägewerke in Ruciane (Rudczanny) und Giżycko baute und in Gang setzte.

Beide Brüder waren ebenfalls Vorläufer der Schifffahrt auf den Groβen Masurischen Seen. Sie haben in Królewiec (Königsberg) den Dampfer „Guszianka” gekauft, der zum Transport des Holzes diente. Das Sägewerk und die Mühle von Lehmanns legten am Ufer des Niegocin - Sees (Löwentinsee) unten in der Dworcowa Strasse, nicht mal 200 Meter vom Gebäude entfernt, das zum Sitz der Familie und Büro des gemeinsamen Handelsunternehmens wurde.

Um die Wende von 1914-1915 residierte in der Willa in der Dworcowa Strasse, in der Nähe von Lehmanns Wohnhaus, der Feldmarschall Paul von Hindenburg, der die Verteidigung Ostpreuβens vor dem russischen Angriff leitete. Um an diese Tatsache zu erinnern wurde nach dem Krieg die Strasse in die Hindenburgstrasse umbenannt. Die groβe Krise der Dreiβiger Jahre hat auch die Erben der Brüder Lehmann betroffen. Das Wohnhaus überging in den Besitz der Reichsbank und funktionierte bis 1945 als Bankobjekt.

Im Januar 1945 wurde die ganze Strasse wegen der Lage neben den Eisenbahnrampen zur geschlossenen Zone der sowjetischen Besatzungsarmee. Hier wurden die zum Abtransport nach Russland vorbereiteten deutschen Güter gelagert. Erst in der Hälfte der 50er Jahre hat die polnische Verwaltung das ehemalige Lehmanns Wohnhaus, in der Dąbrowskiego Strasse gelegen, in die Kommunalwohnungen umgestaltet.

Die ersten polnischen Bewohner waren vorwiegend Familien der Übersiedler aus den Gebieten von Vilnius, Grodno und Wolyn und auch assimilierte masurische Autochtonen. Wegen der fortschreitenden Devastierung des alten Gebäudes wurden die letzten Bewohner in der ersten Dekade des XXI. Jahrhunderts ausquartiert.

2007 hat ein neuer Besitzer das unter dem Denkmalschutz stehende Objekt gekauft und wollte ihm die alte Pracht zurückgeben. Mit der konservatorischen Sorgfalt für architektonische und historische Details wurde die Renovierung und Umgestaltung zu einem Hotel mit hohem Standard durchgeführt.

In der Sommersaison 2010 wurden 29 Zimmer mit Multimedien (Satellitenfernsehen, kabelloses Internet), Safe und Minibars, ein stilvolles Restaurant und eine Bar sowie zwei klimatisierte Konferenzsäle mit der audiovisuellen Ausstattung, in dem neogotischen Erdgeschoss des Gebäudes untergebracht, zur Verfügung der Gäste gestellt. Aber der gröβte Vorzug dieses Hotels ist seine Lage, nicht mal 200 Meter vom weiten Niegocin – See entfernt, dessen Gewässer sich für die Sommererholung und Wassersports und im Winter für Eissegeln und Eisangeln ausgezeichnet eignen.

Das Hotel Masovia bietet eine originelle Melange aus der historischen, ostpreuβischen fine de siecle und der attraktiven Gegenwart der Groβen Masurischen Seen des XXI. Jahrhunderts, die für „die neuen 7 Weltwunder“ kandidieren.